Kernaussage: Die Stuttgarter Stadtverwaltung braucht eine Veränderung – einen sanften Wandel, aber keinen radikalen Umbau. Eine zukunftsorientierte Verwaltung, die auf Ihre Angestellten achtet und das Potenzial voll ausschöpft. Dies macht es den Menschen leichter, mit dem Staat in Interaktion zu treten und ihre Angelegenheiten zu klären. Verwaltungsakte müssen einfach und schnell passieren und dabei alle Akteure im Blick haben: den Kunden genauso wie das Personal. Moderne Verwaltungen zeichnen sich durch Effektivität, weniger Bürokratie und einen optimalen Service aus. So stelle ich mir auch die Stuttgarter Stadtverwaltung in der Zukunft vor. Als Stadtkreis erledigt Stuttgart für seine Bürger*innen auch Aufgaben der unteren Verwaltungsbehörde, die in einem Landkreis sonst das Landratsamt erledigt. Somit kommt alles aus einer Hand und es ergeben sich Möglichkeiten hier eine neue Philosophie und ein mehr kundenorientiertes Denken auf ganzer Linie angedeihen zu lassen.
Problem / Hintergrund: Wir haben einen Mangel an Personal. Die Stuttgarter Stadtverwaltung, die immerhin mehr als 11.000 Personen zählt, hat mit Personalschwund zu kämpfen. Teil ist dies auf den demographischen Wandel zurückzuführen, teils auf die fehlende Attraktivität der Stadt als Arbeitgeber, was einen Abgang von Mitarbeitenden zur Folge hat. Dem bisherigen Stadtoberhaupt ist es nicht gelungen, die Stadt als attraktiven Arbeitgeber in der Region zu positionieren. Das kann viele Gründe haben, welche sich auf den ersten Blick nicht alle erschliessen. Fakt ist aber, dass die Bürgerinnen und Bürger unter dem Personalnotstand leiden müssen. Ämter sind geschlossen weil Mitarbeiter*innen zum Beispiel aus dem Gewerbeamt bei der KfZ-Zulassung aushelfen müssen. Es kommt daher zu Zwangsschließungen des Gewerbeamts an bestimmten Tagen und sorgt für Unmut bei der Bevölkerung. Das ist nur ein kleines Beispiel von vielen. Die Liste ließe sich beliebig verlängern.
Lösungsansätze:
- In attraktive Arbeitsplätze investieren, damit u. a. freiwillige Abgänge von Mitarbeiter*innen gestoppt werden können und die Stadt für Bewerber*innen attraktiver gemacht wird. Freiwillige Abgänge kosten die Stadt sehr viel Geld, nicht zuletzt wegen der nötigen Neubesetzung. Getreu dem Motto: wir haben keine Zeit etwas richtig zu tun – aber wir haben alle Zeit der Welt es nochmals zu tun.
- Wertschätzung als oberste Maxime ausrufen. Aus der freien Wirtschaft kommend weiß ich, welchen Wert es hat Mitarbeiter zu motivieren und zu halten. Man täte sicher gut daran, den Menschen wieder Wertschätzung in aller erdenklicher Form angedeihen zu lassen. Häufig ist ein Mangel an Wertschätzung an dem Personalverlust schuld. Menschen verlassen nämlich nicht den Arbeitgeber sondern oft einfach nur ihren Vorgesetzten. Es gibt aber nicht den einen Grund und sicher gibt es viele tolle Vorgesetzte bei der Stadt. Ein Führungsstil wird aber meist von ganz oben vorgelebt. Diesen Führungsstil möchte ich als neuer Oberbürgermeister von Stuttgart neu definieren. Hierzu orientiere ich mich stark am Thema Inklusion. Man muss die ganze Angelegenheit gesamthaft oder holistisch betrachten. Oftmals ist es ein Zusammenspiel aus verschiedenen Faktoren. Wertschätzung drückt sich übrigens nicht nur durch warme Worte aus, sondern auch über den Arbeitsplatz. Wie würden Sie sich fühlen, wenn Sie in einem Büro arbeiten müssten, dass aus den 70er oder 80er Jahren stammt oder bei dem Aktenberge jemanden zu erschlagen drohen? Eine Modernisierung ist daher Teil meiner Strategie. Dabei möchte ich die Leute abholen und Ihre Vorstellungen einer modernen Stadtverwaltung im Dialog klären.
- Ich stehe für eine sanfte Veränderung der Prozesse und Arbeitsabläufe unter Einbeziehung aller Akteure. Ich bin der festen Überzeugung, dass wir zuerst das vorhandene Potenzial unserer fachkundigen Mitarbeiter*innen voll ausschöpfen sollten, bevor wir mit experimentellen Lösungen das Personal vergraulen.
- Digitalisierung der Stadtverwaltung vorantreiben. In Helsinki/Finnland zum Beispiel geht man nur noch wegen zwei Ereignissen zum Rathaus: die Eheschließung und deren Auflösung. Die Digitalisierung steckt in Stuttgart noch in den Kinderschuhen. Hier muss Geld in die Hand genommen werden um den Mitarbeiter*innen und Kunden und deren Anspruch an eine digitale Verwaltung Rechnung zu tragen.
Gegenstimmen: Der Vorschlag einer Errichtung eines “HUB’s” stehe ich kritisch gegenüber, denn dies würde einen Umbau der Verwaltung bedeuten und zu viel in zu kurzer Zeit verändern. Es würde bedeuten, dass wir mehr Personal mit spezialisiertem Fachwissen einstellen müssen. Ich frage mich, woher das qualifizierte Personal kommen soll, hat die Stadt doch bisher ohnehin schon Probleme, geeignetes Personal zu finden. Das kann am Ende zu weiterem Personalverlust führen. Ich weiß aus beruflicher Praxis nur zu genau, wie wenig tragfähig die Implementierung von scheinbar großen neuen Lösungen ist, ohne dass man zuvor versucht hätte, das vorhandene Potenzial zu nutzen. Am Ende wird es viel Geld kosten und wenig bringen, denn die Belegschaft weiß am besten, welche Änderungen notwendig sind. Man muss ihnen nur zuhören. Ich weiss nicht, ob die angedachte HUB-Lösung nicht des Kaisers neue Kleider sind.