Kernaussage

In der öffentlichen Wahrnehmung wird Inklusion vor allem als Integration von Menschen mit Behinderungen gesehen. Die Diskussion wird auf die traditionell wichtigsten Themenfelder einer Gesellschaft und des gesellschaftlichen Lebens verlagert: Bildung, Arbeit, Kultur und Sport.

Das man den Begriff nicht weiterfasst als Wertschätzung und Anerkennung von Diversität ist wohl auch wieder der politischen Kultur geschuldet, die vor allem auf äußere Zwänge, in diesem Fall eine UN Konvention, reagiert, anstelle dass sie einen gesellschaftlichen Grundgedanken aktiv vorantreibt.

Ich weiß aus beruflicher Erfahrung, dass Inklusion ein völlig unterschätzter Wirtschaftsfaktor ist. Bei Inklusion oder Inclusion geht es um die Annahme und Bewältigung menschlicher Vielfalt. In einem Business-Kontext bedeutet es aber vorwiegend, dass z. B. Frauen die gleichen Rechte und Chancen erhalten und dass der Lohndiskriminierung von Frauen ein Ende bereitet wird. Frauen verdienen weltweit im Durchschnitt 23% weniger als Männer – für dieselbe Arbeit wohlgemerkt.

Ferner geht es auch um die völlige Akzeptanz von Schwulen, Lesben und Transgendern im Arbeitsleben und deren Chancengleichheit, bzw. darum, dass sie diskriminierungsfrei jeden Tag ihr ganzes selbst zur Arbeit bringen können. Studien zeigen, dass LGBTI-Personen bis zu 30% ihres Potenzials hinter sich lassen müssen.

Inklusion kann auch dazu beitragen, dass Unternehmen und Organisationen wirtschaftlicher handeln. Ein positiver Nebeneffekt ist, dass Teams und Arbeitsgruppen effizienter arbeiten. Es entsteht ein viel besseres Arbeitsklima. Das Vertrauen unter den Beschäftigten und zu den Vorgesetzten wächst. Kreative Ideen und die besten Problemlösungen können nur in diversen Teams erzielt werden, die über ein inklusives Team-Verhalten verfügen. Meinungen werden frei ausgetauscht und es wird verhindert, dass Einzelmeinungen als allgemeinverbindlich aufgefasst werden.

Problem / Hintergrund

In Deutschland hat man es verpasst, das Thema Inklusion richtig zu platzieren. Es wird nur vereinzelt von einigen Städten aktiv angegangen, wobei auch dort zumeist auf die Gruppe der Personen mit Behinderungen abgezielt wird. Dies ist sehr wichtig, verfehlt aber den ganzheitlichen Ansatz, den Inklusion eigentlich bedeutet.

In vielen Bereichen unseres Zusammenlebens kann Inklusion und inklusives Verhalten einen Vorteil bringen, damit die drängendsten Probleme effektiv angegangen werden können. Doch allzu oft wird dies noch unterschätzt.

Lösungsansätze

Auch für die Arbeitssicherheit ist Inklusion das richtige Rezept: Sie haben möglicherweise Probleme damit, zu verstehen was Inklusion bedeutet. Nun, ich denke wir alle wissen, was das Gegenteil von Inklusion ist … Exklusion oder Ausgrenzung. Vielleicht erinnern Sie sich daran, dass Sie einmal nicht für ein Team ausgewählt oder zu einer Geburtstagsfeier eingeladen wurden?

Inklusion ist aber nicht per se nur die Abwesenheit von Exklusion. Inklusion ist darüber hinaus vielmehr das absichtliche und bewusste Handeln, das unternommen wird, um sicherzustellen, dass alle Teammitglieder ein Gefühl der Zugehörigkeit haben. Nicht auszugrenzen ist daher nicht dasselbe wie jemanden so zu akzeptieren wie er oder sie ist.

Kluge Unternehmen und Organisationen praktizieren seit vielen Jahren Inklusion auch bei der Arbeitssicherheit. Sie beziehen Mitarbeitende und Auftragnehmer in deren Sicherheitsprogramme mit ein. Sie verwenden u. a. das PACE-Prinzip:

  • Personal – Alle Mitarbeitenden müssen einen persönlichen Bezug zum Sachverhalt haben
  • Ask – Stellen Sie nur offene Fragen, keine geschlossenen
  • Create – Schaffen Sie eine Umgebung, in der jede(r) vorurteilsfrei Fragen stellen kann
  • Escalate – Melden Sie unsichere Arbeitsweisen

Arbeitsgruppen die Inklusion schätzen, sind Arbeitsgruppen, die sich gegenseitig vertrauen und vor Schaden bewahren. Wenn jede(r) ein sicheres Verhalten erwartet, dann treffen Mitarbeitende mit größerer Wahrscheinlichkeit auch dann Entscheidungen im Sinne der Arbeitssicherheit, auch wenn niemand dabei zusieht. In inklusiven Teams nimmt jeder grenzenlos teil. Die Mitarbeitenden kümmern sich wirklich um einander und achten auf die Sicherheit und das Wohlbefinden der anderen. Exklusion beeinträchtigt die Leistung. Ausgrenzung lenkt uns ab und erschöpft unsere mentalen Ressourcen – und das ist ein ernstes Sicherheitsrisiko!

Niemand kann es sich leisten, weniger als 100% der mentalen Ressourcen in puncto Aufmerksamkeit und Konzentration zu investieren um eine Aufgabe sicher und akkurat zu erfüllen. Man muss immer das imaginäre Gefühl haben, jemand stehe wohlwollend hinter einem und wacht über einem. Insbesondere in Betrieben, wo Gabelstapler, Lastwagen, Güterzüge und anderes Mobile Equipment im Spiel sind.

Wir alle können unseren Teil dazu beitragen, der Arbeitssicherheit Vorschub zu leisten und auf diese Weise einen anderen Stellenwert zu geben.